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Pilgerreise der Wegweiser

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Wir, die Regio Wegweiser der SMJ aus der Diözese Erfurt, haben in diesem Jahr eine besondere Aktion für unsere Gruppenleiter in den Herbstferien geplant. Eine Pilgerreise durch Frankreich.

Aus dem Eichsfeld nach Lille und dann zu Fuß nach Cambrai

Cambrai. Das war unser Ziel. Mit schlechten Französischkenntnissen (mehr als „Bonjour“ und „Mérci“ konnten wir nicht), schweren Rucksäcken und ohne genauen Plan machten wir uns auf den Weg. Zum Glück hatten wir eine starke Begleiterin an unserer Seite. Nämlich die Gottesmutter.

Vom Heiligtum der Einheit in Freiheit im Eichsfeld fuhren wir gemeinsam nach Lille, wo unsere Pilgerreise final begann. Von da aus ging es endlich richtig los ins Abenteuer. Zu Fuß begaben wir uns nun auf den Weg, welcher mit 80km zwischen uns und Cambrai lag. Voller Energie und mit Regen im Gepäck konnten wir bereits am ersten Tag noch 18 km hinter uns bringen und langsam Frankreich erkunden. Als es Abend wurde ging es für uns auf Schlafplatzsuche, hierfür klingelten wir bei den Bewohnern der Umgebung und fragten nach einer Schlafmöglichkeit. Wir hatten auch direkt Glück bei einem kleinen Bauernhof in der Nähe, denn der freundliche Mann der uns die Tür öffnete bot uns seine Holzhütte im Garten an. Diese nahmen wir dankend an und konnten so die erste Nacht im warmen und trockenen verbringen.

Start an der „Porte de Paris“ in Lille, ein zwischen 1685 und 1692 errichtetes Tor der ehemaligen Stadtmauer von Lille (Foto: BM)

Am ersten Abend haben wir dann auch angefangen uns näher mit Josef Engling zu beschäftigen und uns seinen Lebenslauf genauer angeschaut.

Übernachtung in der Outdoorküche

Der zweite Tag startete mit besserem Wetter und einem überraschenden Frühstück, welches wir vom Bauern geschenkt bekommen haben. So gestärkt begaben wir uns wieder auf den Weg. Im laufe des Tages machten sich dann auch die ersten Beschwerden bemerkbar und das laufen fiel so langsam schwerer, aber wir mussten ja vorankommen, also hieß es weiter laufen. Als es Abend wurde und wir 25km hinter uns gebracht hatten begaben wir uns auf die allabendliche Schlafplatzsuche und wurden wieder überraschend schnell von einer französischen Familie herzlich aufgenommen. Nach einigen Verständigungsproblemen zu Beginn, durften wir schließlich in ihrer Outdoor-Küche übernachten.

Auch wenn wir alle geschafft waren, haben wir es uns nicht nehmen lassen den Spuren von Engling weiter zu folgen. Dieses Mal haben wir den Blick auf seine Zeit in Schönstatt gerichtet und uns angeschaut, was er dort alles erlebte und wie er sich engagierte.

Mit Schönstattfahne unterwegs

Am nächsten Morgen wurden wir wieder mit einem Frühstück überrascht und konnten uns gut stärken für den weiteren Tag. Anschließend ging es wieder ans Laufen, was mittlerweile schwerer fiel, aber wenn man erstmal wieder angefangen hatte wurde es besser. Da wir ja im Auftrag Schönstatts unterwegs waren wollten wir dies auch zeigen und bauten uns endlich eine Fahne. Nachdem wir an diesem Tag 20km hinter uns gebracht hatten, war es erneut an der Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Dieses Mal suchten wir eine ganze Weile, kurz vorm verzweifeln wurden wir aber doch noch fündig bei einer netten Dame die uns ihre Garage anbot, welche wir dankbar annahmen. In der Garage richteten wir unser Nachtlager ein und nahmen uns wieder Zeit für Engling.

Wir beschäftigten uns diesmal mit seiner Zeit im Krieg, was er dort Durchlebt hat und wie er seinem Glauben trotzdem auf besondere Weise treu geblieben ist.
Am nächsten morgen hieß es dann Endspurt, wir holten uns schnell ein Frühstück und begannen unsere letzte Etappe nach Cambrai. Mit dem großen Ziel vor Augen kamen wir heute nochmal besonders gut voran.

So konnten wir um 17:30 endlich das lang ersehnte Heiligtum erblicken und wurden mit den Klängen der Kapellchenglocke begrüßt. Nach einem kurzem frisch machen stand auch direkt ein Gottesdienst an, welchen wir dankbar mitfeiern konnten.
Anschließend wurden wir von Schwester Resia zu der Familie gefahren, die uns dankbarer Weise für zwei Tage bei sich aufgenommen hat.

Nach dem Abendbrot hieß es dann schlafen und Kraft tanken für den kommenden Tag.

Den „Todesweg“ Josef Englings nachgehen

Denn am 04.10. Stand der Todestag von Josef Engling an.
So machten wir uns erneut auf den Weg zum Heiligtum, wo bereits die MJF Rottenburg Stuttgart am Vorabend angekommen war.
Bevor es dann mit dem Todesmarsch losging, nutzten wir die Chance und setzten uns zur letzten Gruppenstunde zusammen, wo wir uns mit den letzten Tagen aus dem Leben von Josef Engling beschäftigten.

Dann ging es los. Wir machten uns auf den Weg zum Friedhof, wo Engling seine letzte Mahlzeit zu sich genommen hat. Dort haben wir mit einem kleinen Einstieg begonnen und machten uns auf den Weg zum Heiligtum, den Weg, den auch Josef Engling gelaufen ist, bevor er von einer Granate tödlich getroffen wurde.
Der Weg war begleitet von Impulsen, Gebeten und Zeit zum persönlichem Austausch. Am Heiligtum angekommen, wurde die Weltkugel entzündet und wir konnten unsere geschriebenen Englingbriefe verbrennen.

Im Weltkugel-Feuer werden die „Englingbriefe“ verbrannt (Foto: BM)

„Partikularexamen“ und „geistliche Tagesordnung“ – eine Anregung für heute?

Im Anschluss gab es eine Heilige Messe mit Erzbischof Vincent Dollmann und musikalischer Begleitung der MJF.

Wir nutzten nach dem Gottesdienst die Chance, mit der Schönstattfamilie vor Ort in einen offenen Austausch zu kommen, später gab es dann noch eine große Gesprächsrunde, welche von Schwester Resia und Bischof Dollmann geleitet und gedolmetscht wurde. Dort ging es vor allem darum, ob das Partikularexamen und die geistliche Tagesordnung für uns eine Hilfe sein können, ganz dem Vorbild von Engling folgend. Das Zweite große Thema war, was wir von Engling lernen können, wo er ein Vorbild sein kann und was uns besonders an ihm fasziniert.

Heimreise mit Zwischenstopp am Meer

Alles in allem war es ein sehr gelungener Tag, da wir den Spuren von Engling weiter folgen konnten, ihm näher gekommen sind, aber auch Schönstatt in Frankeich kennenlernen durften, was eine große Bereicherung war. Abschließend ließen wir den Abend gemeinsam mit der MJF ausklingen.

Am nächsten Tag hieß es dann wieder Sachen packen. Wir machten uns auf den Weg, Verabschiedeten uns von der Gottesmutter im Heiligtum, besuchten den Todesort von Engling und fuhren mit dem Zug zurück nach Lille, wo wir unser Auto holten und die Heimreise, mit Zwischenstopp für eine Nacht am Meer, antraten.

Eine unvergessliche Erfahrung

Abschließend können wir nur sagen, die Pilgerreise war eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden.  Wir konnten Josef Engling auf eine besondere Weise kennenlernen und ihm näherkommen. Aber auch Frankreich haben wir auf eine neue Weise kennengelernt. Wir sind dankbar für die vielen Menschen die uns auf dem Weg begegnet sind und uns so großherzig unterstützt haben.

Ein besonderer Dank gilt auch Schwester Resia und Schwester Mirjam welche uns diese besonderen Tage in Cambrai ermöglicht haben, da wir durch sie Ansprechpartnerinnen vor Ort hatten, einen Schlafplatz bekommen haben und durch ihre Tätigkeit vor Ort die Pilgerreise für uns überhaupt erst in Frage gekommen ist.

Die 4 Gefährten

Bernhard, Immo, Magnus und Tilman